Kein Vitamin wird öfter in den Mund genommen, wenn es um Immunabwehr geht: Vitamin C. Ist dieser Stoff, welcher chemisch als Ascorbinsäure bezeichnet wird und bekanntlich in Zitrusfrüchten zu finden ist, eher Marketingprogramm, ein Wundermittel oder ein bisschen von allem? Genau dieser Frage werden wir nun auf den Grund gehen, um das so populäre Vitamin besser einordnen und verstehen zu können.
Fünf Fakten mit nur einem Klick!
Vitamin C zählt zu den wasserlöslichen Vitaminen. Diese chemischen Verbindungen werden, anders als die fettlöslichen Vitamine, nicht gesondert im Körper gespeichert. Folglich wird der Teil der nicht verwertbaren, wasserlöslichen Stoffe umgehend über die Niere und infolgedessen durch den Urin ausgeschieden. Eine Überdosierung ist somit schwer zu verursachen. Bei wasserlöslichen Vitaminen handelt es sich größtenteils um Vorstufen von Cofaktoren. Die Cofaktoren spielen insbesondere im Rahmen biochemischer Reaktionen eine bedeutende Rolle für einen ordnungsgemäßen Ablauf. Charakteristisch für diese Vitaminklasse ist die uneingeschränkte Resorption, ohne weitere Nahrungsbestandteile im oberen Dünndarm durch die Dünndarmzellen.
Vitamin C übernimmt zahlreiche Funktionen in unserem Körper. Die wichtigste Eigenschaft dieses Stoffes liegt darin, als sogenanntes Antioxidans aufzutreten. Vitamin C ist demnach in der Lage, schädigende freie Radikale „einzufangen“ und somit für einen effektiven Zellschutz zu sorgen. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die Ascorbinsäure an der Regeneration des zellschützenden Vitamin E beteiligt ist. Dadurch wird der Zellschutz gefördert, da Vitamin E als „Bauteil“ unserer Zellmembrane gerade die äußeren Begrenzungen unserer Zellen vor schädlichen freien Radikalen bewahrt. Mehr zu Vitamin E findest du in diesem Artikel.
Doch die Bedeutung des Vitamins gründet nicht nur im Zellschutz. Vitamin C wird für eine große Zahl an körpereigenen biochemischen Prozessen benötigt. Demnach ist dieser Stoff für den ordnungsgemäßen Ablauf bestimmter chemischer Reaktionen mitverantwortlich. Insbesondere im Rahmen der Kollagenbiosynthese ist Vitamin C unverzichtbar. Ohne Ascorbinsäure würde es folglich zu fehlerhaften Kollagenfasern kommen, was sich wiederum auf unser Bindegewebe auswirken würde. Zu erwähnen sei auch die Rolle bei der Synthese von Serotonin, Steroidhormonen und Noradrenalin.
Damit der Körper all die aufgeführten Funktionen on Vitamin C optimal ausüben kann, sollten Frauen, laut deutscher Gesellschaft für Ernährung, täglich 95 mg und Männer täglich 110 mg des Vitamins zu sich nehmen. Diese Angaben gelten dabei explizit für Erwachsene. Kinder und Jugendliche benötigen nach Empfehlung deutlich weniger. Je nach Altersklasse beträgt die aufzunehmende Menge 20 bis 95 mg pro Tag.
Zu beachten ist ebenfalls, dass Vitamin C kaum überdosierbar ist. Es handelt sich um ein wasserlösliches Vitamin, das selbst bei zu hohen Dosen keine große Gefahr der Akkumulation hervorruft. Hypervitaminosen sind somit keine bekannt, denn überschüssige Mengen werden einfach ausgeschieden. Des Weiteren spielt die Darmbarriere bei der oralen Aufnahme von Vitamin C eine große Rolle. Selbst bei hohen Dosierungen wird zu keinem Zeitpunkt ein toxischer Vitamin C Spiegel erreicht, da die Aufnahme über den Darm begrenzt wird. Genau deshalb ist es im Rahmen der Krebsforschung wichtig, wo man versucht herauszufinden ob Vitamin C auf Tumore eine schädliche Wirkung haben kann, eine pharmakologische bzw. therapeutische Dosierung zu erreichen. Dies ist nach alle dem jedoch nur mittels der intravenösen Gabe umsetzbar.
Die Einhaltung der täglich empfohlenen Vitamin C Dosis ist in erster Linie dafür da, um die erforderliche Mindestmenge zu erreichen. Ein leichter Mangel kann Schwäche, Müdigkeit und eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte auslösen. Chronische Mängel dieses Vitamins führen bedauerlicherweise zur Erkrankung namens Skorbut. Letztendlich handelt es sich zwar um eine äußerst seltene Erscheinung, diese umfasst allerdings eine Reihe an Symptomen. Die Beschwerden gehen dabei in erster Linie auf die fehlerhafte Kollagensynthese zurück. Im Rahmen von Skorbut treten u. a. Zahnfleischbluten, Zahnausfall und Petechien (Einblutungen in Haut und Schleimhäute) auf.
Zweifelsohne spielt Vitamin C eine wichtige Rolle im Rahmen des Zellschutzes sowie der Unterstützung des Immunsystems. Die Einhaltung der notwendigen Tagesmenge ist nicht nur wichtig, um wesentliche Reaktionen aufrechtzuerhalten, sondern auch um nachteilige Folgen wie Schwäche und Ermüdung zu vermeiden. Vitamin C ist zwar kein Wundermittel, für unser biologisches System gilt dieses dennoch als nicht zu unterschätzende chemische Verbindung.
Text-Quellen:
(1) Bässler, Vitamine, 2. Auflage, 1981; Rassow et al., Biochemie, 4. Auflage, 2016
(2) Königshoff und Brandenburger, Biochemie, 4. Auflage, 2018
(3) https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-c/
(4) Roa et al., Therapeutic Use of Vitamin C in Cancer: Physiological Considerations, 2020
(5) Horn, Biochemie, 7. Auflage, 2018
Bild-Quellen:
(6) https://unsplash.com/s/photos/orange