Ein weiterer populärer Vertreter der wasserlöslichen Vitamine stellt Folsäure dar. Streng genommen gehört dieser Stoff, entsprechend seiner Bezeichnung als Vitamin B9, zur Gruppe der B-Vitamine. Da im üblichen Sprachgebrauch allerdings von Folsäure gesprochen wird und diesem Vitamin im Rahmen der Allgemeinmedizin eine besondere Rolle zukommt, wollen wir im Folgenden detailliert auf Dosierung, biochemische Wirkung und Besonderheiten dieses Stoffes eingehen.
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Da in unseren Breitengraden spezifische Vitaminmängel die Ausnahme darstellen, kommt eine Minderversorgung des Körpers mit Folsäure vergleichsweise häufig vor. Für Erwachsene, sowohl für Mann als auch für Frau, gilt gemäß der deutschen Gesellschaft für Ernährung eine täglich erforderliche Zufuhr in Höhe von 300 Mikrogramm. Betrachtet man die reale Versorgungslage, fällt auf, dass ein großer Teil der Menschen hierzulande an der Marke des täglich notwendigen Bedarfs lediglich kratzt. Nicht selten sehen sich deshalb Allgemeinmediziner bei diversen Symptomen in der Abklärungspflicht eines ausreichenden Folsäurespiegels. Anzumerken ist, dass Folsäure als wasserlösliches Vitamin in der Leber mit ungefähr 10 mg gespeichert wird. Dieser Vorrat hält auch bei Minderversorgung mit Folsäure mehrere Monate an. Besonders reich an Folsäure sind bestimmte Gemüsesorten wie Spinat und Bohnen. Um den Tagesbedarf von 300 Mikrogramm zu decken, müsste beispielsweise ca. 300 Gramm grünes Gemüse konsumiert werden.
Der Folsäurebedarf verdoppelt sich nahezu, wenn Frauen schwanger werden. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt indessen eine tägliche Dosiszufuhr von 550 Mikrogramm. Aufgrund der wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnisse wird Frauen, die „schwanger werden wollen oder könnten“ bereits eine Menge von 400 Mikrogramm pro Tag empfohlen. Insbesondere bei und während der Schwangerschaft konnte man bei einem Folsäuremangel diverse Nachteile beobachten. Darunter fielen überwiegend Aborte, Missbildungen und Entwicklungsstörungen des Kindes. In der USA geht man in diesem Thema soweit, dass man zu Getreide Folsäure beimengt, um angeborenen Fehlbildungen vorzubeugen.
Die Folsäure spielt insbesondere im Aminosäure- und Nukleinsäurestoffwechsel eine bedeutende Rolle. Im Rahmen dessen fungiert das aktivierte Vitamin B9 als spezifisches Coenzym. Demzufolge ist der Prozess der Zellneubildung auf Folsäure angewiesen. Somit wird bei einem Mangel dieses Vitamins vor allem das blutbildende System leiden, da dort eine relativ hohe Zellteilungsrate vorzufinden ist. Diese zentralen und wichtigen Funktionen unterstreichen einmal mehr die Wichtigkeit einer ausreichenden Tagesversorgung mit Folsäure.
Wie bereits erwähnt sind Gewebe mit hoher Zellteilungsrate gegen einen Folsäuremangel besonders empfindlich. Da die Blutzellbildung ein Paradebeispiel für eine hohe Zellteilungsrate ist, kommt es hier nicht selten bei einem Mangel zur sog. megaloblastären Anämie. Vorläuferzellen der Erythrozyten und die Erythrozyten selbst sind bei mikroskopischer Betrachtung in der Folge vergrößert. Es drohen unter anderem verminderte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Weitere Konsequenzen eines Mangels können eine Leuko- und Thrombozytopenie (Mangel an Leukozyten = Abwehrzellen und Thrombozyten = wichtige Bestandteile für die Blutgerinnung), Schleimhautveränderungen in Mund und Magen-Darm-Trakt, sowie Diarrhö sein.
Text-Quellen:
(1) Biesalski et al., Taschenatlas Ernährung, 7. Auflage, 2017
(2) Herdegen, Pharmakologie und Toxikologie, 4. Auflage, 2019
(3) Horn, Biochemie des Menschen, 7. Auflage, 2018
(4) https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/folat/
(5) Khan and Jialal, Folic Acid (Folate) Deficiency, 2020
Bild-Quellen:
(6) https://unsplash.com/s/photos/green-beans