Die Corona-Impfung ist da – und nun? Die Zweifel sind groß, der Impfandrang eher klein. Doch warum impfen wir eigentlich? Was gilt es bei Impfungen zu beachten, was steckt im Corona-Impfstoff und wer profitiert eigentlich von der Corona-Impfung?
Infektionskrankheiten waren weltweit die häufigste Todesursache, bevor es Antibiotika und Impfungen gab. Mit einer Impfung wird unser Immunsystem auf bestimmte Erreger vorbereitet, sodass Krankheiten nicht mehr ausbrechen können. Auf diese Weise schützen wir nicht nur uns selbst effektiv vor Krankheiten, sondern auch Menschen, die aus bestimmten Gründen gar nicht geimpft werden können, z.B. weil ihr Immunsystem nicht adäquat funktioniert. Gerade für diese gefährdete Menschengruppe zählt es umso mehr, dass ihre Umgebung immunisiert und die Verbreitung des Erregers dadurch eingedämmt wird. Diesen Gemeinschaftsschutz für die Gesellschaft nennt man auch Herdenimmunität. Doch obwohl Impfungen eine der wirksamsten Maßnahmen zur Krankheitsprävention darstellen, besitzen mehr als 50 Prozent aller Deutschen keinen ausreichenden Impfschutz.
Grob erklärt gibt es zwei große Gruppen von Impfungen: die Aktiv– und die Passivimpfungen. Aktivimpfung bedeutet, dass der Körper durch den Impfstoff „aktiv“ dazu bewegt wird, Antikörper gegen einen Erreger zu bilden. Das Immunsystem reagiert also „aktiv“ auf den Impfstoff, wodurch die bei Aktivimpfungen häufiger auftretenden (fieberhaften) Impfreaktionen erklärt werden können. Bei Passivimpfungen hingegen werden dem Körper bereits die Antikörper zugeführt, die er zur Abwehr der jeweiligen Erreger benötigt. Das Immunsystem hat also keinen Aufwand – die Erreger werden durch die fertig verabreichten Antikörper „passiv“ abgewehrt. In der Gruppe der Aktivimpfstoffe kann man weiter unterscheiden zwischen Lebend– und Totimpfstoffen. Damit ist nicht gemeint, dass man nach der Impfung lebendig oder tot ist, sondern dass der Impfstoff lebendige und vermehrungsfähige beziehungsweise tote und nicht vermehrungsfähige Bestandteile der jeweiligen Erreger enthält.
Allgemein gilt: wer sich fit fühlt, ist auch fit für eine Impfung. Auch leichter Schnupfen oder eine Verkühlung sind keine Kontraindikation (Gegenanzeige) gegen eine Impfung – Fieber über 37,5 °C allerdings schon. Außerdem sollten bei vorbekannten allergischen Reaktionen gegen im Impfstoff enthaltene Stoffe (wie beispielsweise Hühnereiweiß in der Influenza oder Gelbfieberimpfung) nicht geimpft werden. Eine angeborene, erworbene oder durch Medikamente ausgelöste Immunsuppression ist für ein Impfvorhaben ebenso problematisch. Einerseits wird häufig kein ausreichender Impfschutz erreicht (sogenannte Impfversager), da das Immunsystem nicht adäquat auf den Impfstoff reagieren kann, andererseits kann es gerade bei Lebendimpfstoffen, aber auch bei Totimpfstoffen zum Ausbruch der Krankheit kommen, gegen die geimpft werden soll.
Darüber hinaus sollte bei Blutgerinnungsstörungen nicht in den Muskel, sondern direkt unter die Haut geimpft werden, da es sonst zu schmerzhaften Einblutungen in den Muskel kommen kann. Innerhalb der ersten 72 Stunden nach einer Impfung können Schmerzen sowie Rötung und Schwellung der Injektionsstelle auftreten; außerdem kann die Körpertemperatur leicht erhöht sein, wogegen fiebersenkende Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen jedoch effektiv eingesetzt werden können.
Die aktuell zugelassenen SARS-CoV2-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna sind eine neue Art von Impfstoff, die bislang noch gegen keine andere Krankheit als Covid-19 eingesetzt wurden. mRNA-Impfungen haben den Vorteil, dass sehr schnell sehr viele Injektionsdosen produziert werden können. Grundsätzlich sind diese Impfstoffe vergleichbar mit einer Totimpfung – sie enthalten keine „fertigen“ Bestandteile des Coronavirus, sondern lediglich die „Bauanleitung“ dazu – die sogenannte messenger-RNA (mRNA). Die mRNA wird von unseren Zellen aufgenommen, in (ungefährliche) Corona-Virusproteine umgeschrieben und unserem Immunsystem präsentiert. Unsere Immunzellen erkennen diese Corona-Bestandteile als fremd und beginnen mit der Antikörperproduktion. Werden wir nun in „freier Wildbahn“ mit dem Corona-Virus konfrontiert, kann der Körper das eingeatmete Coronavirus sofort mit den bereits produzierten Antikörpern an seiner Vermehrung hindern und abtöten.
Eine Frage, die nicht ganz so leicht zu beantworten ist, denn: einzelne Personen profitieren von einer Impfung nur insofern, als dass sie gegen die bestimmte Erkrankung immunisiert werden. Wer sich also denkt, er habe aufgrund jungen Alters oder einwandfreier Gesundheit persönlich aktuell keinen Grund für eine Impfung, liegt falsch. Denn der wahre Profit einer Impfung besteht darin, nicht einzelne Personen zu immunisieren, sondern die gesamte „Herde“. Auch wenn man sich selbst nicht zu einer Risikogruppe zählen mag, so schützt man Risikogruppen nur, wenn man auch sich selbst schützt. Der Präsident der Leopoldina, Professor Gerald Haug, betonte, dass sich rund 70 Prozent der Menschen in Deutschland an einer Impfung beteiligen müssen, damit ein entsprechender Herdenschutz gewährleistet ist. Nach seiner Darstellung sind aktuell etwa 50 bis 60 Prozent der Menschen bereit, sich impfen zu lassen.
Die Entwicklung von aktuell 186 Impfstoffen weltweit sind eine gute Nachricht. Doch ein Ende der Pandemie ist dadurch noch nicht gegeben. Es wird noch einige Zeit dauern, bis genügend Menschen geimpft sind, um eine sogenannte Herdenimmunität zu erreichen. Dazu müssten sich in Deutschland nach Einschätzung des Gesundheitsministeriums 55 bis 65 Prozent der Bürgerinnen und Bürger freiwillig impfen lassen – das wäre laut Spahn bis Ende Sommer 2021 möglich. Andere „Experten“ – wie zum Beispiel der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach – gehen von einer noch höheren Durchimpfungsrate bis zu 85 Prozent aus, je nachdem, wie infektiös das Virus durch Mutationen ist und werden kann. Auch die Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung schätzt, dass man eine 80- bis 85-prozentige Durchimpfung der Bevölkerung benötigt.
Zudem ist noch nicht klar, wie lange die Impfstoffe wirksam sind und was sie genau verhindern werden – ob lediglich schwere Verläufe wegfallen oder die Verbreitung des Coronavirus zuverlässig eingedämmt wird.
Bild-Quellen:
(1) https://www.freepik.com/free-photo/close-up-picture-docter-s-hands-holding-hypodermic-syringe_10401463.htm#page=1&query=vaccinate&position=10
(2) https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/impfstoffe-zum-schutz-vor-coronavirus-2019-ncov
(3) https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/impfstoffe-zum-schutz-vor-coronavirus-2019-ncov