Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan im menschlichen Körper, und neben dem Stoffwechsel für eine Reihe von anderen Funktionen wie Immunität, Entgiftung und Vitaminspeicherung verantwortlich. Sie macht etwa 2 % des Körpergewichts eines Erwachsenen aus und liegt direkt unterhalb des Zwerchfells größtenteils im rechten Oberbauch. Mikroskopisch ist die Leber aus Strukturelementen von etwa 1-2 mm Durchmesser aufgebaut – den Leberläppchen. Aufgrund der doppelten Blutversorgung durch die Pfortader (ca. 75%) und die Leberarterie (ca. 25%) ist die Leber ein einzigartiges Organ.
Normalerweise haben Organe eine arterielle, sauerstoffreiche Blutzufuhr und eine venöse, sauerstoffarme Blutabfuhr. Die Leber jedoch erhält über die Pfortader zusätzlich zur arteriellen Zufuhr noch das mit Nährstoffen angereicherte Blut direkt aus dem Darm. So wird auf dem schnellsten Wege und ohne Umwege sichergestellt, dass alle Nährstoffe direkt aufgenommen und verarbeitet werden können, bevor das Blut zum Herzen zurückfließt. Zudem verfügt die Leber über große Speicherkapazitäten, um verschiedene Nährstoffe, wie beispielsweise Glucose in Form von Glykogen, fettlösliche Vitamine und die Spurenelemente Kupfer und Eisen einzulagern.
Besonders beim Zuckerstoffwechsel spielt die Leber eine vorrangige Rolle. Über verschiedene Mechanismen sorgt sie dafür, dass der Blutzuckerspiegel in Hungerphasen in engen Grenzen konstant gehalten wird (mit Hilfe der Gluconeogenese). Eine weitere wichtige Funktion der Leber ist die Entgiftung und Fokus unseres heutigen Artikels: im Rahmen der sogenannten Biotransformation werden sowohl körpereigene, als auch körperfremde lipophile (in Wasser unlösliche) Stoffe an hydrophile (in Wasser lösliche) Substanzen gekoppelt und somit ausscheidbar gemacht. Die Leber ermöglicht dem Körper also, sich von Stoffen zu befreien, die von selbst nicht mehr aus dem Körper „finden“ würden. Die Abbauprodukte werden über die Galle in den Dünndarm ausgeschüttet und über den Darm ausgeschieden.
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Mehr als je zuvor wird unser Körper mit Stressfaktoren bombardiert, von Umweltverschmutzung über Chemikalien in Hautpflegeprodukten bis hin zu Konservierungsstoffen in Lebensmitteln, die wir essen. Diese können sich in der Leber ablagern, und Platz für die eigentlichen Nährstoffspeicher blockieren. Eine Anhäufung von gefährlichen Stoffen im Körper wie Schwermetalle oder Schimmelpilze kann zu chronischen Entzündungen, Müdigkeit und Verdauungsstörungen führen – und unserer Leber eine ganze Menge an Mehrarbeit bescheren. Bei Detox geht es also nicht darum, die Leber selbst zu entgiften oder zu reinigen – denn das ist nicht möglich. Vielmehr geht es darum, die Leber bei ihrer natürlichen Arbeit zu unterstützen und vor äußeren Stressfaktoren zu schützen.
Die von der Leber produzierte Gallenflüssigkeit hilft, Stoffe auszuscheiden, die nicht über die Nieren oder den Schweiß ausgeschieden werden können. Die Galle wird von den Hepatozyten – den Leberzellen – produziert und besteht neben anderen Substanzen hauptsächlich aus Wasser, Elektrolyten, Gallensalzen, Gallensäuren, Cholesterin, Gallenfarbstoff, Bilirubin und Phospholipiden.
Mariendistel: Die Mariendistel ist wegen ihrer antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften schon ein seit Jahrzehnten bekanntes Leberreinigungsmittel. Durch die Entzündungshemmung schafft Mariendistel ein besseres Milieu in der Leber, wodurch Enzyme effektiver arbeiten und Stoffe effizienter entgiftet und ausgeschieden werden können.
Kurkuma: Forschungen zufolge hat das in der Wurzel enthaltene Curcumin – der entzündungshemmende Stoff, der auch für die charakteristische Farbe des Gewürzes sorgt – eine ebenso hohe Wirkung wie Ibuprofen und Aspirin. Wegen seiner entzündungshemmenden Eigenschaft wird Kurkuma, wegen seiner Farbe auch Gelbwurzel genannt, schon lange in der Ayurvedischen Medizin verwendet. Auch bei nicht bösartigen Krebsvorstufen zeigte Kurkuma überraschende Ergebnisse. Laut experimenteller Tierstudien weist das aus der Wurzel der Kurkuma-Pflanze hergestellte gelbe Pulver auch deutliche leberschützende Wirkungen auf. In einer koreanischen Studie wurde nach zwölfwöchiger Einnahme von Kurkumapulver ein deutlicher Rückgang erhöhter Leberwerte beobachtet. Jedoch sollte man es – wie bei allen Nährstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln – nicht übertreiben: eine Überdosierung (zwischen 8 und 12 Gramm pro Tag) kann zu Reizungen der Magenschleimhaut führen.
Chlorella: Algen, insbesondere Chlorella, sind starke Chelatoren und können Schwermetalle und andere Toxine, die sonst die Leber belasten und belagern könnten, binden und ausscheiden. Laborstudien zeigten, dass Chlorella 40% der Schwermetalle in einer Testlösung innerhalb von sieben Tagen absorbieren kann. In Tierstudien wurde beobachtet, dass Chlorella Toxine wie Quecksilber aus dem Körper entfernen konnte. Chlorella enthält auch mehrere Nährstoffe mit antioxidativen Eigenschaften, einschließlich Vitamin C, Chlorophyll, Beta-Carotin, Lutein und Lycopin.
Aktivierte Holzkohle: Wie Chlorella kann auch Aktivkohle helfen, Giftstoffe, die frei im Körper zirkulieren, zu binden und über den Darm auszuscheiden. Allerdings kann Aktivkohle auch wichtige Mineralien und Vitamine binden, weshalb sie zwischen den Mahlzeiten und getrennt von anderen Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen werden sollte. Außerdem gibt es keine Studien zur langfristigen Sicherheit von Aktivkohle, weshalb sie aktuell eher kurzfristig und mit Vorsicht eingenommen werden sollte.
Schwitzen hilft, der Leber einen Teil der Entgiftungslast zu nehmen. Laut Wendie Trubow, M.D., Gynäkologin, hängt die Entgiftung von zwei kritischen Faktoren ab: Vermeidung von zusätzlicher Belastung durch Giftstoffe und Beseitigung von Giftstoffen, die im Körper vorhanden sind. Den Körper von den Giftstoffen zu befreien, geschieht über zwei Hauptwege. Der erste ist die Verbesserung der Leberfunktion, der zweite ist das Schwitzen. „Die Haut ist unser größtes Organ und über das Schwitzen ein wichtiges Entgiftungsorgan„, sagt sie. Außerdem kurbelt Bewegung die körpereigene Glutathion-Produktion an, die ebenso bei der Entgiftung hilft (mehr zu Glutathion s.u.). Zusätzlich zu mindestens 30 Minuten Bewegung pro Tag empfiehlt sie Infrarotsaunen, Dampf– oder Bittersalzbäder, um richtig ins Schwitzen zu kommen.
Detoxprodukte sind mittlerweile überall rezeptfrei erhältlich. Jedoch sind die meisten, wenn nicht sogar alle, nicht in klinischen Studien getestet worden und werden auch nicht von der U.S. Food and Drug Administration reguliert. Das bedeutet, dass es absolut keinen Beweis dafür gibt, dass diese Produkte überhaupt funktionieren. Auch mögliche Schäden durch Detoxprodukte werden nicht erfasst.
Auch wenn Vielsprechendes auf der Verpackung steht: der Inhalt kann für viele Menschen oft sehr gefährlich sein. Viele Kräuter haben bei zu langem Konsum lebertoxische Wirkungen und können – wie in einem Case Report der Universitätsklinik Drexel in Philadelphia beschrieben – zu einem fulminanten Leberversagen führen. Die American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD) definiert akutes fulminantes Leberversagen als eine akute Verschlechterung der Leberfunktion, die mit verändertem Bewusstsein und Störung der Blutgerinnung einhergeht, ohne dass eine vorbestehende Erkrankung bekannt ist.
Der in diesem Fall besprochene Patient konsumierte über Wochen täglich mindestens 1 Tasse eines Yogi Entgiftungstees. Dies ist ein in Amerika hergestellter Tee bestehend aus achtzehn Kräutern, die als „leberunterstützend“ vermarktet werden. Studien zu den Inhaltsstoffen konnten für alle antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften nachweisen. Allerdings wurden weniger als 10 % dieser Studien an Menschen durchgeführt, sondern nur an Tieren. Tierversuche sind also nicht in der Lage, den komplexen Prozess der kräuterbedingten Leberschädigungen im Menschen zu imitieren. Zimtrinde, schwarzer Pfeffer, Wacholderbeere und Rhabarberwurzel wurden ebenso mit Leberfunktionsstörungen in Verbindung gebracht.
Die beiden größten Risikofaktoren für Lebererkrankungen sind übermäßiger Alkoholkonsum und eine familiäre Vorbelastung mit Lebererkrankungen. Während genetische Faktoren nicht beeinflusst werden können, so können es Änderungen des Lebensstils umso mehr. Wer auf eine ausgewogene, ballaststoff– und nährstoffreiche Ernährung achtet und durch Bewegung sein Gewicht stabil hält und Alkohol in Maßen konsumiert, unterstützt die Leber auf effektivste Weise. Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine Gewichtsabnahme von nur 3 bis 6 % des Körpergewichts die Leberfettwerte um 35 bis 40 % senken kann, was eine enorme Entlastung des wichtigsten Entgiftungsorgans des Körpers darstellt.
Vollwertige, vorzugsweise biologische Lebensmittel, einschließlich Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Bohnen, Nüsse, Samen, Fleisch aus nachhaltiger Aufzucht, Fisch, Eier und minimal verarbeitete Öle wie Oliven– oder Kokosnussöl sind Hauptrollen auf dem Speiseplan. Der Leber eine Pause von Lebensmitteln mit Zusatzstoffen und Pestizidrückständen zu gönnen, ist die beste Entgiftungskur, die sich eine Leber wünschen könnte.
Mandeln: Mandeln, Sonnenblumenkerne, Erdnüsse, Weizenkeime, Lachs und Avocado sind allesamt großartige Quellen für Vitamin E, ein starkes Antioxidans, das Forschungen zufolge dem oxidativen Stress entgegenwirken kann, der mit einer Fettlebererkrankung einhergeht.
Artischocke: Die Galle hilft, Giftstoffe zu transportieren, damit sie aus dem Körper entfernt werden können. Eine Beeinträchtigung des Gallenflusses kann daher zur Ansammlung von Giftstoffen und zu Leberschäden führen. Die Artischocke enthält Phenolderivate, die seit Jahrhunderten verwendet werden, um den Gallenfluss zu stimulieren und damit die Ausscheidung von Giftstoffen aus der Leber zu unterstützen.
Beeren: Dunkle Beeren wie Blaubeeren, Brombeeren und Himbeeren enthalten nicht nur viele Ballaststoffe, sondern auch sekundäre Pflanzenstoffe namens Anthocyane, die starke antioxidative Eigenschaften haben und nachweislich freie Radikale abfangen und normale Entzündungsprozesse fördern.
Rote Bete: Diese rubinroten Wurzeln enthalten Pigmente, die Betalaine genannt werden und dank ihrer starken antioxidativen Eigenschaften dazu beitragen, die Zellreparatur in der Leber zu unterstützen. Außerdem enthalten sie Betain, das den Leberzellen hilft, Giftstoffe auszuscheiden, und Pektin, eine Art Ballaststoff, der hilft, Giftstoffe zu binden und auszuscheiden.
Brokkoli-Sprossen: Kreuzblütler wie Brokkolisprossen, Brokkoli, Kohl, Blumenkohl, Rosenkohl und Brunnenkresse enthalten schwefelhaltige sekundäre Pflanzenstoffe, sogenannte Glucosinolate, die vor chronischen Krankheiten schützen und dem Körper helfen, Giftstoffe zu beseitigen. Eine Studie fand heraus, dass ein Getränk aus Brokkolisprossen Enzyme aktiviert, die helfen, Schadstoffe aus dem Blutkreislauf aufzunehmen und über den Urin auszuspülen. Eine andere Untersuchung konnte nachweisen, dass der Verzehr von Brokkoli das Fortschreiten einer Fettlebererkrankung bei Mäusen verlangsamt.
Zitrusfrüchte: Zitronen, Mandarinen und Orangen enthalten eine Verbindung namens D-Limonen, die nachweislich dazu beiträgt, oxidative Schäden an der Leber, die durch eine fettreiche Ernährung verursacht werden, zu verringern. Das Trinken von Zitronenwasser über den Tag verteilt ist also nicht nur eine gute Möglichkeit, hydriert zu bleiben, sondern fördert auch den Abtransport von Giftstoffen aus dem Körper.
Löwenzahnwurzel und Grünzeug: Löwenzahn ist für seine reinigenden Eigenschaften bekannt, und eine Studie fand heraus, dass sowohl die Wurzel als auch das Blatt helfen, den Körper von reaktiven Sauerstoffspezies zu befreien, die oxidativen Stress verursachen. Löwenzahngrün (zusammen mit anderen bitteren Gemüsesorten wie Senfgrün und Rucola) ist ebenfalls großartig, weil es die Gallenproduktion anregt und eine gesunde Verdauung fördert.
Fermentierte Lebensmittel: Sauerkraut, Kimchi, Kombucha, milchsauer vergorene Gurken, Kefir, Joghurt und andere fermentierte Lebensmittel sind reich an nützlichen probiotischen Bakterien, die eine gesunde Verdauung und die Unversehrtheit der Darmschleimhaut fördern und dadurch helfen, Giftstoffe aus dem Blutkreislauf fernzuhalten.
Glutathion-verstärkende Lebensmittel: Glutathion ist ein in der Leber konzentriertes Antioxidans, das dabei hilft, Giftstoffe zu binden und sie über den Urin oder die Galle aus dem Körper zu transportieren. Glutathion kann direkt aus einigen Lebensmitteln wie rohem Spinat, Avocado und Spargel gewonnen werden, womit die körpereigene Produktion von Glutathion aus den Aminosäuren Glutamin, Glycin und Cystein unterstützt wird.
Zum Thema Alkohol: Alkohol wird in der Leber zu einem Giftstoff (Acetaldehyd) umgewandelt, der hochgiftig ist, die Zellmembranen in der Leber angreift und hemmend auf andere Enzymsysteme wirkt. Wenn er regelmäßig in übermäßigen Mengen konsumiert wird, kann er zu schweren Organschäden führen. Am stärksten davon betroffen ist die Leber, da sie als Abbauorgan am stärksten mit dem Giftstoff konfrontiert wird. Beim Abbau von Alkohol in der Leber werden die Leberzellen geschädigt, „verfetten“ und verlieren zunehmend ihre Funktion und Regenerationsfähigkeit. Dies kann mit der Zeit zu einer Fettleber führen und später zu Gelbsucht, Leberzirrhose und Leberkrebs. Eine Fettleber kann bereits bei Kindern und Jugendlichen eintreten.
Die empfohlene Zufuhr beträgt nur ein Standardgetränk pro Tag für Frauen und zwei für Männer bis zum Alter von 65 Jahren. Nach dem 65. Lebensjahr sollten auch Männer auf ein Standardgetränk pro Tag reduzieren. Alkohol in Maßen zu trinken ist der wichtigste Faktor zum Schutz vor Lebererkrankungen.
Die Beschädigung von Haut oder anderen Organen im Körper führt zu Narben. Die Leber hingegen ist ein einzigartiges Organ, denn sie kann geschädigtes Gewebe vollständig und narbenlos regenerieren. Aber diese Regeneration braucht Zeit und funktioniert auch nur, wenn noch ausreichend regenerationsfähiges Gewebe vorhanden ist. Wenn die Leber ständig durch Medikamente, übermäßigen Alkoholkonsum oder schlechte Ernährung belastet wird, kann dies die Regeneration verhindern, was zu einer Fibrosierung (bindegewebigen Umwandlung) und schlussendlich irreversiblen Vernarbung der Leber (Leberzirrhoe) führen kann. Von hier gibt es leider kein Zurück mehr.
Text-Quellen:
(1) Kesavarapu K, Kang M, Shin JJ, Rothstein K. Yogi Detox Tea: A Potential Cause of Acute Liver Failure. Case Rep Gastrointest Med. 2017;2017:3540756. doi: 10.1155/2017/3540756. Epub 2017 Oct 24. PMID: 29204300; PMCID: PMC5674495.
(2) M. Lee, A. M. Larson, and R. T. Stravitz, “AASLD position paper: the management of acute liver failure,” in Hepatology, vol. 55, pp. 965–967, 2012.
(3) Kalra A, Yetiskul E, Wehrle CJ, Tuma F. Physiology, Liver. 2020 May 24. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 Jan–. PMID: 30571059.
(4) Kim SW, Ha K-C, Choi E-K, Jung S-Y, Kim, M-G, Kwon D-Y, Yang H-J, Kim M-J, Kang H-J, Back H-I, Kim S-Y, Park S-H, Baek H-Y, Kim Y-J, Lee J-Y, Chae S-W. The effectiveness of fermented turmeric powder in subjects with elevated alanine transaminase levels: a randomised controlled study. BMC Complement Altern Med 2013; 13: 58
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