Essen ist weit mehr als das schlichte Verzehren notwendiger Nahrungsbestandteile zur Versorgung unseres Körpers. In der heutigen Gesellschaft zählt Ernährung mittlerweile zu einer Art Hobby. Eine Mahlzeit wird nicht nur zur Förderung der Gesundheit und Versorgung des Körpers mit Energie, sondern auch als Erlebnis wahrgenommen. Essen ist schlichtweg wichtig und gesund für Körper und Seele.
Gerade im Bereich des Genusses spielen die sog. Gewürze als nicht nährende Inhaltsstoffe eine herausragende Rolle. Gewürztes Essen beeinflusst unsere Essgewohnheit in nicht zu unterschätzendem Maß.
In der Kürze liegt die Würze: Alle Fakten über Gewürze findest du hier!
Zunächst sollte die Rubrik der Gewürze genauer beleuchtet werden. Dafür lohnt sich ein Blick auf die Definition. Unter Gewürzen versteht man Bestandteile von Pflanzen, die getrocknet, frisch, verarbeitet oder auch tiefgefroren zum Einsatz kommen. Charakteristisch ist, dass diese Pflanzenbestandteile einen von Haus aus intensiven Gehalt an geschmacks– und geruchsspendenden Stoffen beinhalten. Mithin sind diese optimal dafür geeignet, Speisen und Getränke zu würzen und zu verfeinern. Diverse Funde und geschichtliche Rekonstruktionen weisen darauf hin, dass bereits vor Jahrtausenden Gewürze im Rahmen des Speisens und Trinkens eingesetzt wurden.
Übrigens – für eine optimale Gewürzausbeute im Geschmack, sollten Gewürze in der Zubereitung immer zum Schluss hinzugegeben werden und für weitere fünf bis zehn Minuten (wie einen Tee) ziehen lassen. Insbesondere sekundäre Pflanzenstoffe der Gewürze sorgen für die geschmacks- und gesundheitsfördernde Wirkung. Doch gerade diese Stoffart gilt als besonders hitzeanfällig.
Geht es um Wirkweise und vorteilhafte Aspekte von Gewürzen für unseren Körper, so gibt es kommt es zunächst zu Unstimmigkeiten. Zwar existieren einige Untersuchungen und Thesen über die Wirkung von Gewürzen, jedoch ist eine Bewertung hinsichtlich der klassischen Wirkweisen unklar.
Grund hierfür ist, dass der Großteil der in der Laiensphäre existierenden Eigenschaften nur Übermittlungen im Rahmen der Zeitgeschichte darstellen, die nicht wissenschaftlich untermauert werden können. Gewürze wirken durch das Hervorrufen eines Geschmacks derart auf das Großhirn ein und lösen in diesem Zuge bestimmte Assoziationen hinsichtlich des individuellen Geschmacks aus.
Im Klartext bedeutet dies, dass sobald eine Einzelperson mit einem Gewürz in Kontakt kommt, bestimmte Dinge damit verbunden werden. Durch das „spüren und fühlen“ des Geschmacks kommt es reflexartig über das Großhirn (da wo eben die Assoziationen mit dem Geschmack liegen) zu körperlichen Erscheinungen, wie beispielweise ein erhöhter Speichelfluss. Folglich ist schwer zwischen der vom Großhirn ausgehenden Reaktion und einer tatsächlichen pharmakologischen Folge des Gewürzes im Körper zu unterscheiden.
Nur wenige Gewürze wurden bis heute optimal wissenschaftlich erörtert. Betrachtet man Paprika oder Chili als Würzstoffe, stößt man schnell auf den Wirkstoff Capsaicin. Dieser Inhaltsstoff, wie auch Rosmarin wurde bis dato durchaus aussagekräftig untersucht.
Der Hauptwirkstoff von Paprika und insbesondere Chili ist Capsaicin. Nachweislich aktiviert Capsaicin Schmerzrezeptoren, wodurch es in der Folge zu einer Gefäßerweiterung kommt. Zusätzlich fördert Capsaicin die Durchblutung. Diesen Wirkstoff setzt man bevorzugt auch dafür ein, um neuropathischen Schmerzen durch eine Desensibilisierung entgegenzuwirken. Die Schmerzrezeptoren werden im Rahmen des Einsatzes durch die dauernde Reizung unsensibler gemacht, wodurch ein Schmerzsignal weniger folglich weitergeleitet wird.
Darüber hinaus steht Capsaicin im Verdacht positiv auf Krebserkrankungen einwirken zu können. In einer 2019 erschienen Untersuchung wertete ein Forscherteam eine Großzahl an repräsentativen Studien zum Thema Capsaicin und Krebserkrankungen aus. Im Ergebnis hielten sie fest, dass Capsaicin eine Anti-Krebs-Eigenschaft aufweist. Im gleichen Zuge erwähnten die Forscher allerdings auch, dass es weiteren gut kontrollierten Studien bedarf, um die Sicherheit einer Anwendung des Wirkstoffes im Rahmen von Krebsbehandlungen zu sichern.
Rosmarin besitzt zwei äußerst attraktive und erforschte Inhaltsstoffe: Carnosol und Carnosolsäure. Ihnen wird nicht nur eine antioxidative, sondern auch antikanzerogene und antivirale Eigenschaft zugesprochen. Unter Laborbedingungen konnte nachgewiesen werden, dass diese Stoffe über diverse Mechanismen für die Entgiftung von mutagenen Stoffen sorgt, einen Schutz vor Haut-, Brust-, Leber– und Lungentumore darstellt sowie antivirale Eigenschaften aufweisen. Nicht nur Rosmarin, sondern auch Salbei und Thymian beinhalten diese sekundären Pflanzenstoffe.
Text-Quellen:
(1) Meier, Gewürze, 2. Auflage, 2015
(2) Biesalski et al., Taschenatlas Ernährung, 8. Auflage, 2020
(3) Ebermann und Elmadfa, Lehrbuch Lebensmittelchemie und Ernährung, 2. Auflage, 2011
(4) Graefe et al., Pharmakologie und Toxikologie, 2. Auflage, 2016
(5) Zhang et al., Application of capsaicin as a potential new therapeutic drug in human cancers, 2019
(6) Hübner, Komplementäre Onkologie, 2008
Bild-Quellen:
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