Wirft man einen Blick auf verschiedene Vitamine, so kommt man in der Summe auf eine Zahl von 13. Jeder kennt Vitamine als gesundheitsfördernde und notwendige Bestandteile unserer Nahrung. Doch wieso sind sie gerade so bedeutend für ein gesundes Leben? Was können Vitamine überhaupt? In welchen Mengen sollte man sie aufnehmen? Was passiert, wenn man zu wenig Vitamine aufnimmt? All diese Fragen möchten wir im Folgenden beantworten.
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Fachlich kategorisiert man diese chemischen Verbindungen in zwei Hauptgruppen: Fettlösliche und wasserlösliche Vitamine. Zunächst betrachten wir die fettlösliche Klasse dieser Stoffe. Hauptcharakteristikum der fettlöslichen Vitamine ist, dass diese Stoffe gemeinsam mit Nahrungslipiden resorbiert werden können und sogar müssen. Von den Dünndarmzellen aufgenommen, werden diese Stoffe im Anschluss über das Lymphgefäßsystem transportiert, um von dort in das Blutsystem zu gelangen. Schließlich werden diese Vitamine über den Blutkreislauf an spezielle Orte des Körpers befördert und dort gespeichert. Bei Bedarf kann der Körper auf diese „zurückgelegten“ Vitamine zugreifen, indem sie freigesetzt werden.
Aufgrund der Speichermöglichkeit besteht bei dieser Kategorie an Vitaminen die Gefahr der Akkumulation, wenn zu viel zugeführt wird. Unter einer Akkumulation versteht man die Anhäufung bestimmter Stoffe im Körper. Die Folgen sind ein zu hoher Wirkmechanismus des angehäuften Stoffes und je nach Art des Stoffes auch toxische Folgen. Infolgedessen ist das Potenzial etwaiger Nebenwirkungen bei einer Überdosierung fettlöslicher Vitamine nicht zu unterschätzen. Zu den Vertretern der fettlöslichen Vitamine zählt man vier Vitamine: A, D, E und K.
Auf die wohl zwei populärsten Vertreter, Vitamin A und D, wollen wir nun einen genaueren Blick werfen.
Vitamin A wird normalerweise in Form von Beta-Carotin aufgenommen. Als gute Quellen gelten dabei insbesondere orangenes Gemüse und Obst. Zeitgleich werden drei Formen von Vitamin A unterschieden, die aus Beta-Carotin gebildet werden können: Retinal, Retinol und Retinsäure. Jede einzelne Ausprägung hat im menschlichen Organismus eigene Aufgaben. Retinal dient primär dem Sehvorgang, Retinsäure beeinflusst unsere Gene, und Retinol schützt unsere Haut und Schleimhäute, und sorgt auch für die Entwicklung des Skeletts.
Vitamin D hingegen wird zu 50 % aus Cholesterin unter Einwirkung von UV-Strahlung in unserer eigenen Haut synthetisiert. Auch Lebensmittel, wie Lebertran oder Eigelb, enthalten dieses wertvolle Vitamin. Die Funktionen von Vitamin D sind weitreichend: es ist am Gleichgewicht des Calcium- und Phosphathaushaltes beteiligt, stärkt die Knochen, beeinflusst die Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse, sorgt für eine ordnungsgemäße Zellteilung der Haut und aktiviert und stärkt unser Immunsystem.
Bei der Großzahl an Aufgaben und Funktionen dieser beiden Vitamine stellt sich verständlicherweise die Frage danach, wie viel unser Körper täglich von diesen Stoffen überhaupt braucht. Der Bedarf von Vitamin D beträgt bei Jugendlichen und Erwachsenen 20 Mikrogramm pro Tag. Dies entspricht 800 IE*. Da Vitamin D allerdings als einziges Vitamin im Körper eigenständig synthetisiert werden kann, gilt dieser Richtwert nur für die Fälle, in denen diese sog. endogene Synthese ausbleibt. Erfolgt insbesondere in den Sommermonaten mit viel Sonnenstunden hingegen eine optimale Eigensynthese im Körper, bedarf es keiner Substitution von außen. Jedoch sollte stets auf einen ausreichenden Vitamin D Spiegel geachtet werden. Insbesondere da weltweit mehr als eine Milliarden Menschen an einem Vitamin D Mangel leiden. Außerdem wird ein solcher Mangel oftmals in Verbindung mit zahlreichen Erkrankungen wie Krebs, Karies oder Autoimmunerkrankungen gebracht.
Der Tagesbedarf bezüglich Vitamin A fällt für Frauen und Männer unterschiedlich aus. Männer sollten ca. 1 Milligramm und Frauen 0,8 Milligramm davon täglich aufnehmen. Hierbei steuern 100 Gramm Spinat bereits eine Menge von 0,6 Milligramm Vitamin A bei.
Die Einhaltung der täglichen Mindestzufuhr der Vitamine A und D sind notwendig, um etwaige Hypovitaminosen (= Vitaminmängel) und damit Konsequenzen zu vermeiden.
Bei einem Mangel an Vitamin A, kommt es in erster Instanz oftmals zur Hemeralopie (= Nachtblindheit). Hält der Mangel allerdings länger an, so besteht die Gefahr der Xerophthalmie, einer Verhornung der Hornhaut des Auges. Die Folgen sind brennende Augen, Fremdkörpergefühl und Entzündungen. Auch die Möglichkeit der Unfruchtbarkeit des Mannes besteht.
Ein Vitamin D Mangel äußert sich insbesondere dadurch, dass die Calciumaufnahme im Darm reduziert ist und zum Ausgleich mehr Calcium aus dem Skelettsystem entlassen wird. Daraus folgt eine Mineralisierungsstörung des Knochens. Bei jungen Patienten im Wachstum, also vor allem bei Kindern und Jugendlichen, entstehen oftmals Deformationen des Skeletts (man spricht insofern von der Erkrankung „Rachitis“). Im Endeffekt besteht durch einen Mangel an Vitamin D die Gefahr der Osteoporose und Osteomalzie (= Erweichung der Knochen). Sowohl Osteoporose sowie Osteomalzie beinhalten wiederrum die Gefahr schneller Knochenbrüche und etwaiger Komplikationen in Abhängigkeit vom Alter und der Schwere des Knochenbruchs.
Wie bereits oben aufgeführt werden fettlösliche Vitamine im Körper gespeichert und somit auch die Vitamine A und D. Letztendlich wirken überdosierte Vitamine toxisch (= giftig) im Körper. Besonders bei einer akuten Überdosierung von Vitamin A kommt es zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel. Wird über einen längeren Zeitraum zu viel Vitamin A zugeführt, können Haarausfall und Hautaustrocknung die Folge sein. Die Überdosierung von Vitamin D hat ebenfalls Übelkeit und Schwindel zur Folge. Hingegen eine langfristig zu hohe Einnahme führt zu Verkalkungen im Körper, insbesondere von Leber und Niere.
* IE = Internationale Einheit: Medizinische Maßeinheit für Arzneimittel
Text-Quellen:
(1) Niestroj, Praxis der orthomolekularen Medizin, 2. Auflage, 2000
(2) Grimm et al., Taschenatlas Ernährung, 8. Auflage, 2020
(3) https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-d/
(4) Holick, The vitamin D deficiency pandemic: Approaches for diagnosis, treatment and prevention, 2017
(5) https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-a-b-carotin/
(6) Leitzmann et al., Ernährung in Prävention und Therapie, 2. Auflage, 2003
(7) Duale Reihe, Innere Medizin, 2001
Bild-Quellen: